Dienstag, 5. Januar 2016

Stillstand


Weihnachtszeit. Jahreswechsel. Zeit der Besinnlichkeit. Zeit zum Nachdenken. Über das letzte Jahr. Über das kommende Jahr. 
Mein Bruder schrieb mir letztens eine Nachricht, die mich sehr ins Grübeln gebracht hat. Er schrieb: „Mich hat der Artikel irgendwie einfach bewegt: Patente Patentante Hab mir irgendwie gedacht - es wär so cool mal wieder mit dir spät nachts dazusitzen und über aktuelle Themen zu quatschen. […] Lange Rede, kurzer Sinn - Versteh es nicht falsch - klar, ihr seid mit dem Haus voll ausgelastet. Mir ist einfach nur aufgefallen, dass ich dich schon saulange nicht mehr in relaxter Atmosphäre erlebt habe“.

Also habe ich mir den Artikel selbst nochmal durchgelesen. Und plötzlich denkt man darüber nach, was zwischen August 2012 und heute alles passiert ist. Und er hat Recht. Wenn ich darüber nachdenke, hat alles mit meinem Job angefangen. Pendelzeiten von 3h täglich lassen einem nicht mehr viel Zeit für Alltägliches. Hinzu kam die psychische Belastung, aber das ist ein anderes Thema. Und nach dem Jobwechsel wurde es auch nicht ruhiger. Gesundheitsthemen in der Familie, die kirchliche Hochzeit, die innerhalb von 6 Monaten organisiert werden wollte und ich viel selbst gemacht habe (aber auch das ist ein anderes Thema). Das Haus, das wir gekauft haben und noch immer renovieren, hat uns dann den letzten Rest gegeben. Der Blog hier ist eingeschlafen. Ich habe Bilder auf meinem Laptop, die habe ich mir noch nicht mal angeschaut, geschweige denn bearbeitet. Wie denn auch? Im letzten Jahr habe ich meine Familie kaum gesehen. Lediglich an den wichtigsten Feiertagen sind wir mal zu ihnen gefahren. Unsere Väter haben wir zwar öfter gesehen, da sie uns unheimlich viel geholfen haben, doch das hat nichts mit entspanntem Zusammensein zu tun. Dabei wohnen wir gerade mal eine Autostunde entfernt. 

Als wir im August in das Haus eingezogen sind, haben wir zunächst mal alles auf den Speicher gepackt. Der Druck ist weg, seitdem es keine Deadline mehr gibt. Und das ist auch gut so. Doch die ersten Tage ohne Pflicht etwas zu renovieren haben mich überfordert. Was macht man denn mit der freien Zeit? Was hab ich früher denn gemacht? Wie habe ich meine Zeit genutzt? 

Früher habe ich fotografiert und die Bilder bearbeitet. Ich habe gebastelt, gebacken, andere Blogs gelesen, mich inspirieren lassen. Ich habe gelesen. Doch das alles musste über ein Jahr lang liegen bleiben. Und plötzlich hat man einen Nachmittag Zeit. EIN NACHMITTAG! Das reicht weder, um meine Fotos auf Vordermann zu bringen, noch um die anderen Dinge zu machen. Zumal das meiste Zeug eh auf dem Speicher ist. Bis ich das alles gefunden hätte, wäre der Nachmittag vorbei gewesen. Und somit habe ich wieder nichts von dem gemacht, was ich früher gemacht hatte. 


Als ich mir für den Urlaub Bücher kaufen wollte, war ich von der Auswahl schier erschlagen. Während ich früher ständig in der Buchhandlung stand und somit immer wusste, welches Buch ich als nächstes lesen wollte, hätte ich mich dieses Mal am liebsten geradewegs umgedreht ohne etwas zu kaufen. Nicht, weil ich kein Buch finden konnte, sondern weil es DAS Buch sein musste. Das erste Buch, nach langer Zeit. Und dann auch noch für den Urlaub. Das heißt, es durfte nicht zu kurz aber auch nicht zu dick und schwer sein. Es musste spannend sein, aber nicht langatmig und doch zwei Wochen lang durchhalten. Ich wusste, dass neue Bände von Serie erschienen sind, die ich bereits gelesen hatte. Doch welcher Band war der letzte? Sind in der Zwischenzeit vielleicht sogar zwei neue Titel erschienen? Und somit habe ich mich selbst erneut unter Druck gesetzt. Freizeitstress.

Die Kunst ist, in solchen Momenten durchzuatmen und nochmal alles locker anzugehen. Ich habe mich letztendlich für zwei Bücher entschieden. Und demnächst wird ein Kindle angeschafft, auch wenn ich grundsätzlich gegen diese Dinger bin (der Geruch eines Buches, das am Strand gelesen wurde, mit Knicken im Einband und Sand der aus den Seiten rieselt, ist unbezahlbar und weckt alle Erinnerungen aus dieser Zeit wach).

Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen, seitdem wir eingezogen sind. Es ist immer noch nicht fertig. Aber ich habe immer mehr Abende an denen ich nicht renovieren muss. Und mittlerweile habe ich auch zu meinen alten Freuden gefunden. Ich habe angefangen, die Fotos aus dem letzten Urlaub zu sortieren und zu bearbeiten. All die Fotos von 2013 bis 2015, habe ich erstmal liegen lassen. Die kann ich auch noch bearbeiten, wenn ich wieder Lust darauf habe. Ich habe angefangen, ein Urlaubsfotoalbum zu basteln. Ich habe Plätzchen gebacken. Und jetzt schreibe ich diese Zeilen. Vielleicht belebt das mich und meinen Blog wieder. Vielleicht schaffe ich es, wieder regelmäßig zu schreiben und zu posten. Und vielleicht werden mein Bruder und ich im Sommer wieder ganz ausgelassen Fußballspielen und miteinander rangeln wie kleine Kinder. 

Frohes neues Jahr!